Buch über die Schnitger Orgeln

Wissenswertes und Forschungsergebnisse

2017 ist das Buch „Mein Schall aufs Ewig weist“ von Dr. Dietrich Diederichs-Gottschalk im Isensee-Verlag Oldenburg erscheinen. Die Persönlichkeit des berühmtesten norddeutschen Orgelbauers Arp Schnitger in Verbindung mit den Bildprogrammen an Orgelemporen und Kirchenausstattungen in der St. Bartholomäuskirche Golzwarden und der St. Pankratiuskirche Hamburg-Neuenfelde sind Hauptthemen des Werkes.

Arp Schnitger war um 1700 der berühmteste und erfolgreichste Orgelbauer Norddeutschlands. Dietrich-Gottschalks Forschungsstudie widmet sich zwei biografisch bedeutenden lutherischen Kirchen. In seiner Taufkirche in Golzwarden erbaute Schnitger 1697 eine Orgel und gestaltete gemeinsam mit Pastor Anthon Günther Coldewey den mittelalterlichen Kirchenraum im Sinne der lutherischen Reformorthodoxie um. Den Neubau seiner späteren Begräbniskirche in Hamburg-Neuenfelde plante er zusammen mit dem befreundeten Probst von Finckh. Bis 1688 schuf er eine große Orgel, zudem war er an der künstlerischen Ausgestaltung der Kircheneinrichtung beratend beteiligt. Durch besondere Kunstwerke aus den Jahren zwischen 1699 und 1701 hätte Schnitger in beiden Kirchen für sein bleibendes Gedächtnis sorgen wollen, so Dietrich-Gottschalk. In Dietrich-Gottschalks Studie wird erstmalig das kunsthistorische, musiktheologische, kirchen- und frömmigkeitsgeschichtliche Umfeld des Orgelbauers Arp Schnitger und der mit ihm befreundeten Geistlichen erforscht und mit vielfältigem Vergleichsmaterial und 100 Abbildungen dargestellt. Unterstützen will Dietrich-Gottschalk mit seinen Forschungen auch die Bemühungen der Arp Schnitger Gesellschaft in Golzwarden, alle noch existierenden Orgeln des Baumeisters ins UNESCO Weltkulturerbe zu überführen. Die vorliegende Untersuchung bedeuteten aber zugleich auch ein Experiment, so Dietrich-Gottschalk. Eine theologie- und kunstgeschichtliche Vorgehensweise mit den organologischen Erkenntnissen der geschichtlich und technisch sehr gut erforschten Schnitger-Orgeln zu kombinieren, bewegt sich in der Forschung erst in den Anfängen.

Dr. Dietrich Diederichs-Gottschalk

Neue Fragestellungen führten den Kunsthistoriker dabei zu zum Teil verblüffenden Ergebnissen. Schnitger sei nicht nur Handwerker gewesen, der gute Orgeln bauen konnte. Sondern auch feinsinniger und gebildeter Kunstliebhaber, der sich um die Gesamtgestaltung der Kirchen mit großem Sachverstand bemühte. Als eines der sensationellen Ergebnisse konnte Diederichs-Gottschalk bereits ein Schnitger-Porträt in der Golzwarder Kirche identifizieren. Hier wurde Arp Schnitger am 9. Juli 1648 getauft. Darauf bezieht er sich, indem er 1698 betont: „Da ich in diesem Dorf geboren und getauft bin, habe ich für die Arbeit nicht mehr genommen, als ich selber dafür bezahlt habe.“ Schnitger hätte demnach ganz bewusst seiner Heimatkirche seine Arbeitskraft und Kunstfertigkeit geschenkt, so Diederichs-Gottschalk. „Es scheint ihm wichtig gewesen zu sein, an dieser biografischen Station ein Zeugnis seines Wirkens zu hinterlassen“. Zehn Jahre zuvor hatte er seiner Pfarrgemeinde, in der er seinen Familiensitz bis ins Alter hatte, ebenfalls eine große neue Orgel gebaut, die er großzügig zu Gunsten der Gemeinde abrechnete. Dort in Hamburg-Neuenfelde wurde er am 28. Juli 1719 in der Kirche bestattet. Beide Kirchen hätten im Zusammenhang mit dem jeweiligen Orgelbau Arp Schnitgers monumentale barocke Bild- und Schnitzwerk-Ausstattungen erhalten, erläutert Diederichs-Gottschalk.

Auf einen Blick „Mein Schall aufs Ewig weist“ von Dietrich Diederichs-Gottschalk
Isensee Verlag Oldenburg, ISBN 978-3-7308-1404-8

272 Seiten mit 100 Fotos von Beate Ulich
Preis: 32 Euro